Über uns
Der Blinden- und Sehbehindertenverein Westfalen e. V. (BSVW) setzt sich als Selbsthilfeorganisation für die Belange von blinden und stark sehbehinderten Menschen in seinem Zuständigkeitsbereich ein. Im Mittelpunkt steht das Ziel, ihre soziale Position zu stärken und ihre Integration in Gesellschaft und Berufsleben zu fördern bzw. weiter zu verbessern.
Den in der Satzung festgelegten Aufgaben kommt der BSVW in erster Linie durch seine strukturierten Bezirksgruppen nach. Dort werden sowohl die wohnortnahe Betreuung einzelner Mitglieder und die Förderung des Gemeinschaftslebens als auch allgemeine Beratungs- und Informationsangebote rund um das Blindenwesen und alle Fragen, die sich aus einer Blindheit ergeben, organisiert.
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Katharina Damm unterwegs mit ihrem Blindenführhund -
Draußen unterwegs mit Blindenführhund in weißem Führgeschirr -
Spaziergang mit Blindenführhund in weißem Führgeschirr -
Blindenführhund führt sehbehinterte Frau durch eine Einkaufspassage -
Blindenstock -
Unterwegs in der Bahn mit Blindenführhund in weißem Führgeschirr
Eine dieser regionalen Anlauf- und Beratungsstellen ist die BSVW-Bezirksgruppe Iserlohn und Umgebung (BSVI). Sie wurde 1922 gegründet und vereint die Mitglieder aus Hemer, Iserlohn, Letmathe, Menden sowie den zugehörigen Stadtteilen und umliegenden Gemeinden.
In Schulen, Kindergärten, Senioreneinrichtungen, Kirchengemeinden und Krankenpflegeschulen berichtet die Bezirksgruppe aus dem Alltag blinder Menschen, stellt Hilfsmittel vor und beantwortet die an sie gerichteten Fragen. Besonders Kinder finden es spannend, ihren Namen einmal in Brailleschrift zu schreiben, zu erfahren, wie man blinden Menschen im Straßenverkehr Unterstützung bieten kann oder welche Hilfsmittel im täglichen Leben zum Einsatz kommen.
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Aktueller Tätigkeitsbericht
Aus der Arbeit des Leitungsteams
Gemäß Satzung fungiert das Leitungsteam als geschäftsführendes Organ des Vereins. Neben den laufenden Vereinsgeschäften und aktuellen Angelegenheiten wurden dort auch zahlreiche individuelle Problemstellungen besprochen.
Die Mitglieder erhielten wichtige Neuigkeiten aus dem Blindenwesen über verschiedene Kommunikationswege: auf der Jahreshauptversammlung, durch Rundschreiben, per E-Mail und WhatsApp sowie telefonisch.
Eine umfassende Ergänzung dazu stellt „DBSV-Inform“ dar. Auf einer CD im Daisy-Format sowie über eine App werden sämtliche Hörmagazine der Landesvereine und die „Sichtweisen“ bereitgestellt. Diese Publikation wird vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband in Berlin herausgegeben und steht allen Mitgliedern kostenfrei auf CD zur Verfügung. Ergänzend bieten auch die WhatsApp-Kanäle „DBSV Inform“ und „Blinden- und Sehbehindertenverein Westfalen“ weitere aktuelle Inhalte.
Um Neuigkeiten zeitnah weitergeben zu können, verschicken sowohl die Bundesgeschäftsstelle als auch die Landesgeschäftsstelle regelmäßig Rundschreiben, die außerdem telefonisch abrufbar sind.
Die gute Zusammenarbeit mit der Landesgeschäftsstelle, den zuständigen Behörden sowie dem Beirat für Inklusion der Stadt Iserlohn, in dem Vereinsmitglieder vertreten sind und dort ihre Standpunkte in verschiedenen Bereichen einbringen, erwies sich erneut als hilfreich – insbesondere bei Fragen zur gesetzlichen Anerkennung von Blindheit oder Sehbehinderung und bei der Unterstützung von Menschen, die neu erblindet sind. Zu den benachbarten Bezirksgruppen in Südwestfalen bestehen weiterhin freundschaftliche Verbindungen.
Trotz der angespannten finanziellen und wirtschaftlichen Gesamtsituation kann die Arbeit des BSVI nach wie vor als positiv bewertet werden. Spenden und Zuwendungen ermöglichten es, das Jahr 2024 erfolgreich abzuschließen.
Ein herzlicher Dank gilt allen Angehörigen, ehrenamtlich Tätigen und stillen Unterstützern. Ohne ihr Engagement wäre ein aktives und harmonisches Vereinsleben nicht möglich.
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Altes Rathaus von Iserlohn – links in der Darstellung mit der Seheinschränkung eines gesetzlich blinden Menschen, rechts aus der Perspektive einer normal sehenden Person -
Iserlohn war bis Ende 1974 Kreis Iserlohn und bis 1969 Landkreis Iserlohn -
Der Danzturm ist ein 28 m hoher Aussichtsturm und Denkmal in Iserlohn im Sauerland -
Oberste Stadtkirche (auch Marienkirche genannt) -
Bismarckturm Iserlohn -
Stadtmuseum Iserlohn – Darstellung mit einer Seheinschränkung
Historie
Rückblick auf die Entstehung des BSV – Iserlohn
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1883 - 1968 | Florentine Goswin-Benfer – deutsche westfälische Heimatschriftstellerin und „Mutter der Blinden“
Wer prägte die Anfangszeit besonders?
Geburts- und Sterbedaten
Florentine Goswin-Benfer, Heimatdichterin und später als „Mutter der Blinden“ bekannt, wurde am 2. Mai 1883 in Mollseifen im Wittgensteiner Land geboren und verstarb am 15. März 1968 im Alter von 85 Jahren in Iserlohn.
Kindheit/Jugend und Umzug nach Iserlohn
Über ihre Kindheit und Jugend ist nichts bekannt. Nach Iserlohn kam sie durch ihren Ehemann, den Dorfschullehrer Ernst Goswin, der 1904 dorthin versetzt wurde. Das Paar hatte keine Kinder.
Musikalische Ausbildung und Auftritte
Sie war ausgebildete Konzertsängerin und erhielt ihre musikalische Ausbildung beim Iserlohner Musikdirektor Franz Hanemann. Sie trat häufig in der Region auf, unter anderem in Siegen, Essen, Dortmund und natürlich in Iserlohn.
Literarisches Wirken
Parallel dazu verfasste sie zahlreiche Heimatgedichte und Erzählungen in Wittgensteiner Mundart, die vor allem ihrem Heimatort Mollseifen gewidmet waren.
Ihre Gedichte erschienen in den Büchern: Hemet bleiwet Hemet - Gedichte in hochdeutsch und in Wittgensteiner Mundart und Kathrinche, kumm met mer! Wittgensteiner Lieder und Tänze, Volks- und Kinderreime. Dazu kamen viele Veröffentlichungen in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften. 1920 wurde Florentine Goswin-Benfer ordentliches Mitglied im Deutschen Schriftstellerverband.
NS-Ideologie und „Heimet bleiwet Heimet“
In den 1930er- und 1940er-Jahren sympathisierte sie erkennbar mit der NS-Ideologie, was sich u. a. in ihrem bekannten Gedicht „Heimet bleiwet Heimet“ zeigt, das damals vertont wurde und zu einem beliebten Heimatlied der Region wurde.
Beginn ihres sozialen Engagements 1932/1933
In Iserlohn erlangte sie vor allem durch ihr soziales Engagement hohes Ansehen. Nachdem sie 1932 bei einer Weihnachtsfeier der Zivilblinden aus ihren Werken gelesen hatte und Gesangsbeiträge darbot, entstand bei ihr der Wunsch, dauerhaft in der Blindenarbeit mitzuwirken zu wollen. 1933 wurde sie Sozialbetreuerin der zivilblinden Menschen in Stadt und Kreis Iserlohn. Eine Gruppe, die zu dieser Zeit bereits 56 Mitglieder umfasste.
Tätigkeiten als Sozialbetreuerin
Florentine Goswin-Benfer kümmerte sich fürsorglich um die sozialen und finanziellen Belange dieser Menschen, besuchte sie und half, wo Hilfe nötig war. Zur damaligen Zeit war es noch nicht gesetzlich geregelt, dass den Blinden und Sehbehinderten Blindengeld zustand. So war die soziale Situation oft sehr schwierig und es war nötig, dass sich sehende Menschen für sie einsetzten, ihnen halfen und auch Spenden einholten. Aber auch als Hilfe bei einer speziellen Berufsausbildung stand sie beratend zur Seite.
Programme der regelmäßigen Treffen und Wanderungen
Für die Gestaltung der regelmäßigen Treffen erarbeitete sie verschiedene Programme, dazu gehörte auch einmal im Jahr eine Wanderung durch die Iserlohner Wälder.
„Unsere Blindenmutter“
Ein ganz ungewöhnlicher Auftrieb ist in unserem Vereinsleben zu verzeichnen, nachdem im Jahre 1933 Frau Florentine Goswin-Benfer, weit über die Grenzen Iserlohns hinaus als Hilchenbach-Heimdichterin bekannt, als Sozialleiterin unserer Bezirksgruppe gewonnen werden konnte. Voll Liebe und Dankbarkeit nennen sie unsere Mitglieder wegen ihres unermüdlichen Eifers, mit dem sie sich früh und spät um die Belange jedes einzelnen kümmert und seine Sorgen und Nöte zu den ihrigen macht, „Unsere Blindenmutter“. Ein Ehrentitel, den sie sich wahrhaft verdient hat und auf den sie, bei ihrer Arbeit unterstützt von ihrem Gatten, Herrn Lehrer Ernst Goswin, stolz und glücklich sein darf.
Dank ihres langjährigen und unermüdlichen Einsatzes konnte sie den Verein entscheidend beleben und betreute ihn insgesamt über 35 Jahre, eine beachtliche Zeitspanne.
Tod, Wohnort, Gedenkstein und Straßennamensgebung
Bis zu ihrem Tod lebte Florentine Goswin-Benfer in der Prinzenstraße 11. In ihrem Heimatort Mollseifen wurde später ein Gedenkstein errichtet, und in Iserlohn wurde 1975 eine Straße zwischen der Harkortstraße und dem Bömbergring nach ihr benannt. Eine seltene Ehrung für eine Frau zu jener Zeit.
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1921 | Gründung des Westfälischen Blindenvereins
Gründungsjahr:
1922
Anlass:
Die Gründung war Teil des Westfälischen Blindenvereins, der 1921 gegründet wurde.
Ziel:
Wie der Landesverband verfolgte auch der Iserlohner Verein das Ziel, die Selbsthilfe und selbstbestimmte Teilhabe blinder und sehbehinderter Menschen in der Gesellschaft zu fördern.
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1922 | Gründung des Blindenvereins Iserlohn
Der Blindenverein Iserlohn entstand im Sommer 1922 als eine Bezirksgruppe des Westfälischen Blindenvereins. Damit zählt die Iserlohner Bezirksgruppe zu den ältesten innerhalb des Landesverbandes.
In Iserlohn gehört der Verein zweifellos zu den frühesten Selbsthilfeinitiativen. Sein Anliegen war es, Zivilblinde miteinander in Kontakt zu bringen, ihre Sorgen und Schwierigkeiten sichtbar zu machen und sich gegenseitig bei den vielfältigen Herausforderungen des täglichen Lebens zu unterstützen.
Wann wurde der Verein genau gegründet?
Ein exaktes Gründungsdatum ließ sich nicht ermitteln. In den Festschriften des Westfälischen Blindenvereins findet sich lediglich die Angabe „im Sommer 1922“. Zudem existiert ein kurzer Presseartikel zum 15-jährigen Bestehen aus dem Juni 1937, und das 75-jährige Jubiläum wurde Anfang September 1997 gefeiert. Aus diesen Informationen ergibt sich, dass die Gründung tatsächlich im Sommer 1922 stattgefunden haben muss.
An der Vereinsgründung im Jahr 1922 wirkten acht Männer sowie eine Frau mit – Maria Neuser, geborene Schäfer.
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1922 - 1956 | Vorsitz & Sehender Beistand
Paul Stein aus Iserlohn, Gerichtsstraße 3, stand dem Verein 35 Jahre lang vor. Laut Adressbuch führte er ein Geschäft für Reparaturen von Körben und Stühlen sowie eine Bürstenmacherei. Der Korbmacherberuf zählte damals übrigens zu den typischen Tätigkeiten, die blinde Menschen ausübten.
In den Protokollen des Westfälischen Blindenvereins tauchen neben Paul Stein auch mehrere Personen auf, die als sogenannter „sehender Beistand“ fungierten. In den Anfangsjahren war dies Frau Oberhoff, später übernahmen Paul Grüber und Willi Blankemeier diese Aufgaben. Beide Herren waren jeweils mehr als drei Jahrzehnte als Kassierer und Schriftführer tätig. Nach dem Tod von Paul Stein im Jahr 1956 übernahm Wilhelm Hellermann den Vorsitz.
Einige Veranstaltungen des Blindenvereins fanden im damaligen Restaurant „Plugge“ in der Wasserstraße statt. Ob dieses Lokal auch als regelmäßiger Treffpunkt diente, ließ sich jedoch nicht eindeutig feststellen.
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1922 - 2025 | Anzahl unserer Mitglieder
In Zusammenarbeit mit dem Westfälischen Blindenverein und von ihm tatkräftig unterstützt hat sich die Zahl unserer Mitglieder wie folgt entwickelt:
1922: 9 Mitglieder
1932: 56 Mitglieder
1939: 63 Mitglieder
1948: 81 Mitglieder
1950: 84 Mitglieder
1952: 114 Mitglieder
1956: 105 Mitglieder
2023: 20 Mitglieder
2024: 21 Mitglieder
2025: 22 Mitglieder
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1932 | Rückblick auf das Vereinsjahr
Angaben von damaligen Aufzeichnungen:
Jahr: 1932
57 Mitglieder
Reich an Hoffnungen und Wünschen sind wir in das verflossene Vereinsjahr 1932, das zehnte seit Gründung unserer lserlohner Ortsgruppe, eingetreten.
Es ist nur zu natürlich, daß auch wir a1s karitativer Verein unter diesen schweren Zeiten der Not mitzuleiden haben, sowohl als Einzelner als auch als Verein . Es ist unsere ureigenste Aufgabe zu helfen, zu untel"" stützen, materielle aber auch ideelle Not zu lindern, und wir danken allen, die auch im verflossenen Jahr wieder ihren Beitrag als unterstützendes Mitglied geleistet oder durch Sachgeschenke bewiesen haben, wie sehr ihnen das Wohl und Wehe unserer Mitglieder am Herzen lieg t. Allen in Stadt und Land Iserl0hn sagen wir heute ein inniges „Viergelt's Euch Gott".
Das eigentliche Vereinsleben ist im Vorjahre in verhältnismäßig ruhigen Bahnen dahingeflossen. Die eigentlichen Arbeiten organisatorischer oder praktischer Art wurden in einer ganzen R,eihe von Vorstandssitzungen erledigt. Neben der Generalversammlung am 21.02.32 hat noch eine weitere Hauptversammlunb am 9.10. stattgefunden.
Der schon früher mit großem Erfolg durchgeführte Versuch, die Mitglieder auch wenigstens einmal im Jahre in froher, gemeinsamer Wanderung hinaus in Gottes herrliche Natur zu führen (es sei hier nur an den Besuch des Felsenmeeres bei Sundwig erinnert), ist auch im Berichtsjahr wiedel"' holt worden, und zwar zur vollen Zufriedenheit aller Teilnehmer.
Eine ganz besondere Bedeutung kam im verflossenen Jahre unserer Weihnachtsfeier zu, mit der gleichzeitig die Erinnerung an die vor 10 Jahren erfolgte Gründung unserer Ortsgruppe verbunden wurde. Es war eine Feierstunde tiefen inneren Erlebens für jeden. Der unterhaltende Teil der Weihnach tsfeier erhielt eine besondere Note durch die freundliche Mitwirkung von Frau Goswin Benfer , die eine warme Freundin und Gönnerin unserer Bewegung geworden ist.
Damit stehen wir am Schlusse der Berichterstattung über das verflossene 10. Vereinsiahr, das wahrlich nicht zu den schlechtesten seit Gründung unserer Ortsgruppe gerechnet werden darf. Leicht wird es uns nicht werden, unter den gegenwärtigen schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen, die natürlich eine wesentliche Erweiterung unseres Aufgabenkreises mit sich bringen, weiter zu helfen und unseren Freunden wie bisher mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Aber wir haben die Hoffnung und das Vertrauen zu unseren blinden und sehenden Freunden und rechnen auch im neuen Jahre auf ihre Mitarbeit und Unterstützung.
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1956 | Bezirksgruppe Iserlohn – Sichtweise aus dem Jahr 1956
Jahr: 1956
Mitgliederzahl: 105
Bezirksgruppenleiter: Paul Stein, Iserlohn, Lange Straße 15
Die Bezirksgruppe Iserlohn, den Stadt- und Landkreis Iserlohn umfassend, wurde im Sommer 1922 gegründet und zählt zu den ältesten des Westfälischen Blindenvereins. Von den initiativfreudigen 9 Gründern, die bereits damals die Notwendigkeit eines organisatorischen Zusammenschlusses ihrer Schicksalsgefährten – auch im engeren Heimatgebiet – erkannten, gehören heute noch 3 unserer Bezirksgruppe an. Es sind dies der jetzige Leiter der Bezirksgruppe Paul Stein, der seit der Gründung, also bereits 34 Jahre, dieses Amt bekleidet, sowie Heinrich Neuser und Frau.
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Zusammenarbeit mit Behörden und Wohlfahrtsämtern
Die großen und vielseitigen Aufgaben, vor die sich auch unsere Bezirksgruppe, besonders in den harten Jahren der Not und Entbehrung nach dem letzten Weltkrieg, gestellt sah, konnten – das sei hier dankbar hervorgehoben – in enger Zusammenarbeit mit dem Wohlfahrtsamt der Stadt Iserlohn, dem Kreiswohlfahrtsamt Iserlohn und allen Wohlfahrtsdienststellen unseres Bezirkes zum Wohl und Besten unserer Blinden gemeistert werden. Es gibt keine offizielle Veranstaltung unserer Bezirksgruppe, bei der nicht auch die Vertreter dieser Behörden – Landrat und Oberbürgermeister an der Spitze – unter unseren Gästen begrüßt werden könnten. Kreisamtmann Große-Wiencker wurde ob seiner persönlichen Verdienste um die Betreuung unserer Blinden zum Ehrenmitglied unserer Bezirksgruppe ernannt.
Ein gleich gutes und verständnisvolles Verhältnis verbindet uns aufs innigste mit den kirchlichen Stellen unseres Wirkungskreises im Stadt- und Landkreis Iserlohn. Ihre ideelle und materielle Hilfe ist in den langen Jahren manchem unserer Freunde — oft in verzweiflungsvoller Lage — zuteil geworden. Nicht vergessen werden dürfen an dieser Stelle bei einem Rückblick über fast 3,5 Jahrzehnte unsere zahlreichen fördernden Mitglieder aus Industrie, Handel und Gewerbe sowie aus privaten Kreisen der Bürgerschaft, die unsere Arbeit auch mit persönlichem Interesse verfolgen. Sie wissen alle – und die regelmäßigen Berichte der Presse Iserlohns beweisen es ihnen – daß der von ihnen geleistete Betrag wirklich einer guten Sache dient. Wie manchem unserer blinden Freunde hat erst durch sie eine Erholungskur im Mescheder Blindenheim oder auch in anderen Heimen ermöglicht werden können.
Ein ganz ungewöhnlicher Auftrieb ist in unserem Vereinsleben zu verzeichnen, nachdem im Jahre 1933 Frau Florentine Goswin-Benfer, weit über die Grenzen Iserlohns hinaus als Hilchenbach-Heimdichterin bekannt, als Sozialleiterin unserer Bezirksgruppe gewonnen werden konnte. Voll Liebe und Dankbarkeit nennen sie unsere Mitglieder wegen ihres unermüdlichen Eifers, mit dem sie sich früh und spät um die Belange jedes einzelnen kümmert und seine Sorgen und Nöte zu den ihrigen macht, „Unsere Blindenmutter“. Ein Ehrentitel, den sie sich wahrhaft verdient hat und auf den sie, bei ihrer Arbeit unterstützt von ihrem Gatten, Herrn Lehrer Ernst Goswin, stolz und glücklich sein darf.
Außer zu der Anfang jeden Jahres stattfindenden Generalversammlung pflegen wir unsere Mitglieder noch 2- bis 3-mal in den Sommer- und Herbstmonaten zusammenzurufen, um alles das mit ihnen durchzusprechen, was für sie nützlich und notwendig sein kann. Die Frage des Blindenpflegegeldes hat uns dabei in den letzten Jahren vorrangig immer wieder beschäftigt. Herren vom Vorstand des Westfälischen Blindenvereins, besonders der zweite Geschäftsführer Karl Trippe, haben sich uns bei solchen Gelegenheiten gern zur Verfügung gestellt. Um diese Zusammenkünfte hat sich unsere Blindenmutter vor allem verdient gemacht und dafür gesorgt, daß unseren Mitgliedern im Anschluß an die Behandlung der Vereinsangelegenheiten durch wissenschaftlich-volkstümliche Vorträge, Dichterlesungen, gesangliche und musikalische Darbietungen schöne Stunden der Besinnung und Freude geschenkt wurden. Unsere Feiern aus Anlaß des 10- und 25-jährigen Bestehens unserer Bezirksgruppe dürfen hier erwähnt werden.
Eine besondere Note tragen unsere Sommerausflüge und Weihnachtsfeiern. Es sind Familienveranstaltungen im echtesten Sinne dieses Wortes, auf die sich unsere Mitglieder schon Wochen vorher herzlich freuen und von denen sie lange zehren und immer wieder gern erzählen.
Was auf dem Gebiet der Berufs-, Wohnungs- und Erholungsfürsorge in den 34 Jahren seit Gründung unserer Bezirksgruppe im einzelnen geleistet worden ist, läßt sich nicht in Zahlen und Statistiken zusammenfassend wiedergeben. So mancher Händedruck des Dankes unserer Mitglieder an unsere sehenden Helfer und Helferinnen, die teilweise seit 30 und mehr Jahren dieses ehrenvolle Amt ausüben, ist zweifellos höher zu werten als ein nackter Zahlenspiegel, der dem Außenstehenden doch kein rechtes Bild von dem vermittelt, was alles an helfender Liebe und tätigem Einsatz geschehen ist. Das Geleistete aber soll uns allen, Blinden und sehenden Helfern, Verpflichtung sein, in der bewährten Weise im Westfälischen Blindenverein e. V. weiterzuarbeiten. -
Schlusswort und Dichterzitat
Luise Buschers Dichterwort möge uns dazu Ansporn sein:
„So laßt uns uns’re Straße weiter wandern, wenn sie uns manchmal auch so dunkel scheint — Wenn jeder von uns Kraft gibt einem Andern, bleibt manche bitt’re Träne ungeweint.“
W. B.